Strahlenbehandlung bei heterotoper Ossifikation

Heterotope Ossifikation – dieser Fachbegriff heisst wörtlich übersetzt „an falscher Stelle auftretende (heterotope) Verknöcherung (Ossifikation)“. Dabei geschieht im Detail Fol­gendes: Nach Operationen oder Verletzungen steigt die Zahl spezieller Signalmoleküle (Morphogene) stark an. Diese Morphogene veranlassen wiederum bestimmte Stammzel­len (mesenchymale Vorläuferzellen) dazu, sich in Knochenzellen (Osteoblasten) resp. Knochengewebe zu verwandeln (Ossifikation). Aus diesem verknorpelten Gewebe ent­steht dann abschließend ein Lamellenknochen – ein neuer, abnormer und funktionell „un­nötiger“ Knochen an der verletzten bzw. operierten Stelle.

Entstehung und Ursache

Die Entstehung heterotoper Ossifikationen ist abhängig von der individuellen Veranlagung. Bei Männern z.B. werden heterotope Ossifikationen häufiger als bei Frauen beobachtet. Gerade bei Hüftgelenksoperationen (Hüft-Totalendoprothese) tritt die heterotope Ossifika­tion recht häufig auf.

Weitere kausale Faktoren sind:

  • Spontanes Auftreten nach einer Verletzung (Trauma) oder einer Operation
  • Entwicklung nach einer neurologischen Erkrankung (z.B. Schädel-Hirn-Trauma oder Querschnittssyndrom)
  • Osteodystrophia deformans (wahrscheinlich durch Viren ausgelöste Knochenverfor­mung, Knochenfehlbildung)
  • Morbus Bechterew (eine chronische Wirbelsäulenerkrankung mit Versteifung, bei der sich zwischen den Wirbelkörpern Knochenspangen bilden)

Warum wird bestrahlt?

Es hat sich gezeigt, dass eine Strahlenbehandlung hocheffektiv der Verknöcherungsge­fahr bei Operationen entgegenwirkt bzw. vorbeugt. Dies lässt sich damit erklären, dass durch Bestrahlung die mesenchymalen Stammzellen kurzzeitig unempfindlich für den Wachstumsanreiz (durch die Signalmoleküle s.o.) werden. Dadurch kann eine Verknöcherung des Gewebes schon an der Wurzel verhindert wirden.

Wie wird behandelt?

Die Therapie umfasst 6 jeweils etwa 5-minütige Bestrahlungen, die über 2 Wochen verteilt sind. Unser Fachpersonal berät Sie wegen der aufgezeichneten Markierungen und der optimalen Hautpflege während Ihrer Strahlentherapie.

Gibt es Nebenwirkungen?

Die Strahlendosis ist bei dieser Behandlungsform äußerst gering, daher ist sie völlig schmerzfrei und arm an Nebenwirkungen. Durch die Bestrahlung wird die Haut leicht gereizt, wodurch es an der behandelten Stelle zu einer unterschiedlich starken Hautrötung kommen kann.

Wichtig zu wissen:

Die Bestrahlung ist nur in einem Zeitraum von einem Tag vor und vier Tagen nach einem operativen Eingriff wirksam. Eine Bestrahlung außerhalb dieses „Zeitfensters“ führt zu einem deutlichen Anstieg der Ossifkationsrate im operierten Gewebe.

ABLAUF DER STRAHLENTHERAPIE

Vorbereitung

Für die CT-Aufnahme und die Behandlungen benötigen Sie nur ein großes Handtuch. Von Kassenversicherten benötigen wir beim Erstgespräch Ihren Überweisungsschein und die Versicherungskarte.

1. Erster Kontakt

Der erste Kontakt dient dem Kennenlernen. Dabei werden Ihre Krankengeschichte und der Behandlungsplan ausführlich mit Ihnen besprochen. Natürlich steht Ihnen Ihr Arzt bzw. Ihre Ärztin für alle offenen Fragen zur Verfügung. Sollten weitere Untersuchungen not- wendig sein, kümmern wir uns um Ihre Termine.

2. CT-Untersuchung zur Bestrahlungsplanung

Beim zweiten Termin wird zur Planung der Therapie meist eine CT-Aufnahme (Computertomographie) angefertigt. Dabei werden Sie mit speziellen Kissen und Lagerungshilfen exakt so positioniert, wie dies später auch bei der Bestrahlung notwendig ist. Auf Basis der ermittelten Werte erstellen die Ärzte und Medizinphysiker dann den Therapieplan. Dieser wird am Linearbeschleuniger umgesetzt, das Behandlungsgerät der Strahlentherapie.

3. Ersteinstellung

Bei der Ersteinstellung werden alle Parameter und Bestrahlungsfelder nochmals kontrolliert, daher ist der Zeitaufwand höher als bei den weiteren Bestrahlungen.

4. Bestrahlungsbehandlung

Die Therapie umfasst 6 jeweils etwa 5-minütige Bestrahlungen, die über 2 Wochen verteilt sind. Unser Fachpersonal berät Sie wegen der aufgezeichneten Markierungen und der optimalen Hautpflege während Ihrer Strahlentherapie.

5. Abschluss der Behandlung

Beim Abschluss der Behandlung wird neben der körperlichen Untersuchung im Arztgespräch geklärt, ob und wann eine weitere Bestrahlungsserie (wiederum 6 Sitzungen) sinnvoll ist.